Die Segelflugausbildung
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, in einem Segelflugzeug nahezu lautlos und verbunden mit der Natur zu fliegen. Viele Menschen träumen davon, selbst einmal ein Flugzeug steuern zu können. Damit du dich über die Ausbildung informieren kannst, haben wir hier die wichtigsten Informationen zum Segelflug zusammengestellt.
Segelflug - Was ist das?
Für viele ist es zunächst ein Widerspruch, dass Segelflugzeuge ohne Motor fliegen können. Tatsächlich braucht es den aber nur, um Energie aufzubauen, die man beispielsweise für den Höhengewinn oder für eine höhere Fluggeschwindigkeit nutzt. Ein Flugzeug fliegt, weil es Tragflächen hat. Diese erzeugen den notwendigen Auftrieb, um in der Luft zu bleiben. Ohne Motor kann ein Segelflugzeug also immer noch gleiten. Allerdings sinkt es dabei kontinuierlich, weil es ständig einen Teil seiner Höhe hergeben muss, um den Luftwiderstand auszugleichen.
Das heißt glücklicherweise nicht, dass man im Segelflug gezwungenermaßen nach kurzer Zeit wieder landen muss, wenn die Höhe für den Gleitflug verbraucht ist. Finden Segelflugpilot*innen Luftmassen, die gerade in die Höhe steigen, können sie in ihnen wieder neue Höhe gewinnen. Das geschieht meist durch Thermik – von der Sonneneinstrahlung am Boden erwärmte Luft, die durch ihre geringere Dichte im Vergleich zur Umgebungsluft aufsteigt.
So kann ein Segelflug an guten Tagen mehrere Stunden dauern, wobei nicht selten mehrere hundert Kilometer zurückgelegt werden. Dabei kann sich ein Pilot besonders sicher fühlen, denn ein Segelflugzeug ist robust gebaut und fliegt dank seiner guten Aerodynamik sehr stabil. Sollte die Höhe mal nicht mehr ausreichen, um zum Heimatflugplatz oder einen anderen Flugplatz zu gleiten, so kann der Segelflugpilot oder die Segelflugpilotin auch auf ausreichend großen Ackern landen. Hierbei spricht man dann von einer sogenannten Außenlandung. Diese Situation wird in der Ausbildung gut geübt und ist bei richtiger Herangehensweise unproblematisch.
Steuern lässt sich ein Segelflugzeug zwar grundliegend anders als beispielsweise ein Auto, aber das richtige Handling kann im Prinzip jeder lernen. So ist der Segelflug ein Hobby, das sowohl von Jugendlichen ab 14 Jahren als auch von Flugbegeisterten mit über 70 Jahren erlernt werden kann. Oftmals fällt es vor allem Eltern schwer zu glauben, dass ihr Kind mit 14 Jahren bereits in der Lage ist, allein ein Segelflugzeug zu steuern. Diese Bedenken sind aber zumeist unbegründet. Im Gegenteil – Jugendliche lernen das Fliegen häufig besonders schnell und lernen dabei verantwortungsvoll und gewissenhaft zu handeln.
Voraus-
setzungen
Um mit der Segelflugausbildung beginnen zu können, müssen einige Formalitäten erledigt werden. Du benötigst:
- Bei Minderjährigen das Einverständnis der Eltern oder Erziehungsberechtigten
- Ein Mindestalter von 14 Jahren für den ersten Segelflug ohne Fluglehrer an Bord und ein Alter von 16 Jahren, um die Lizenz zu erlangen
- Ein Auszug aus dem Verkehrszentralregister
- Eine fliegerärztliche Untersuchung
- Ein behördliches Führungszeugnis
Für den Fliegerarzt musst du in einer gesundheitlich guten Verfassung sein. Sehhilfen stellen in der Regel kein Hindernis für das Segelfliegen dar, außer wenn es auch mit ihnen noch Einschränkungen der Sehkraft gibt. Bedenken kann man vor der Untersuchung mit dem entsprechenden Arzt klären.
Auch Einträge im Verkehrszentralregister sind nur in Ausnahmefällen ein Ausschlusskriterium für eine Flugausbildung.
Bevor du diese Unterlagen sammelst, solltest du in jedem Fall mit dem Verein oder der Flugschule Kontakt aufnehmen, an der du deine Ausbildung beginnen möchtest. Dort kann meistens eine unverbindliche Probemitgliedschaft absolviert werden, die bei der Entscheidung für eine Ausbildung unterstützen kann und man wird dir erklären was du wann benötigst.
Verein oder Flugschule?
In Deutschland gibt es ca. 600 Vereine, in denen man das Segelfliegen lernen kann. Meistens liegt der nächste Flugplatz nur wenige Kilometer entfernt. Vereine sind gemeinnützig und die anfallenden Arbeiten werden von allen Mitgliedern zusammen erledigt. Diese unterstützen sich auch gegenseitig, denn beim Segelfliegen kommt man ohne die Hilfe von anderen nicht in die Luft.
Flugschulen arbeiten zwar meist auch gemeinnützig, beschäftigen aber Personal, wie Fluglehrer, Flugleiter und weitere, um während der Flugsaison nahezu jeden Tag Flugbetrieb zu ermöglichen. Diese müssen natürlich bezahlt werden, weshalb die Ausbildungskosten hier generell höher sind. Wer zeitlich weniger flexibel ist oder wer schnelle Fortschritte erzielen möchte, für den bietet eine Flugschule einige Vorteile. Häufig sind an einer Flugschule pro Flugtag mehr Starts pro Flugschüler möglich und außer der Mithilfe am Flugbetrieb ist eine Mitgliedschaft meist nicht mit Verpflichtungen verbunden.
In beiden Fällen sollte einem bewusst sein, dass die zeitliche Komponente zur Ausübung dieses Hobbies nicht zu unterschätzen ist. In der Regel sollte man an einem Flugtag möglichst die ganze Zeit am Flugplatz sein, um auch anderen Piloten helfen zu können, falls man selbst gerade nicht fliegt. Vereine und Flugschulen nehmen zwar in der Regel viel Rücksicht, falls man nicht die ganze Zeit anwesend sein, aber nur zum Fliegen kommt kein Segelflugpilot an den Flugplatz. Wenn jeder mithilft, ist der Arbeitsaufwand aber überschaubar und natürlich kann man am Flugplatz auch einfach mal den Stress der Woche hinter sich lassen.
Kosten
Segelfliegen ist nicht billig, aber dennoch günstiger als man häufig vermutet. Generell gilt: Je mehr sich jeder ehrenamtlich einbringt, desto niedriger sind die Kosten. Deshalb gibt es Vereine mit sehr geringen Tarifen, aber dafür mehr Pflichten zur Mitarbeit. Für Jugendliche und Schüler existieren darüber hinaus oftmals auch gesonderte Tarife. Es lohnt sich also sich vorher über die Gebühren und Pflichten im Verein oder der Flugschule zu informieren. Neben den Ausbildungskosten solltest du dabei auch die jährlichen Kosten im Blick behalten, die auch nach der Ausbildung für die Mitgliedschaft und die Flüge anfallen.
Ablauf
Die praktische Flugausbildung im Segelflug ist in 3 Abschnitte unterteilt:
1. Ausbildungsabschnitt
Zunächst fliegst du immer mit einem Fluglehrer, der dir Stück für Stück das Steuer überlässt und dir alle Grundfertigkeiten beibringt. In diesem Abschnitt lernst du, wie man Gefahrensituationen erkennt diese beendet. Kannst du schließlich das Segelflugzeug jederzeit sicher starten, in Flugplatznähe steuern und landen, endet dieser Ausbildungsabschnitt mit deinen ersten drei Alleinflügen. Dann bist du das erste Mal ganz allein im Segelflugzeug und der Fluglehrer ist am Boden nur noch über Funk zu erreichen. Das ist einer der schönsten und aufregendsten Tage im Leben eines jeden Segelflugpiloten.
2. Ausbildungsabschnitt
In der zweiten Phase steigt der Fluglehrer nur noch ab und an mit in das Flugzeug und perfektioniert deine Steuerbewegungen. Diese Rückmeldungen setzt du dann in weiteren auch länger andauernden Alleinflügen um und sammelst so weitere wichtige Erfahrungen. Darüber hinaus ist es in diesem Abschnitt zunehmend bedeutend, ein Flugzeug nicht nur sicher, sondern auch zielgenau zu landen. Dieses Beherrschen des Flugzeugs zeigst du am Ende des Abschnittes durch drei kurze Flüge, die der Fluglehrer vom Boden aus beobachtet und bewertet.
3. Ausbildungsabschnitt
Im dritten Ausbildungsabschnitt wird es ernst. Du verlässt immer häufiger zunächst mit und später ohne den Fluglehrer die Flugplatzumgebung und lernst, wie man sicher und erfolgreich Überlandflüge plant und durchführt. Natürlich musst du dabei auch lernen, wie du im Zweifelsfall mit einem Segelflugzeug auf einem Acker landen kannst, falls du es nicht mehr zum Heimatflugplatz schafft. Hast du am Ende alle Fertigkeiten, die ein Segelflugpilot benötigt und diese in einem selbst durchgeführten Überlandflug von mindestens 50 km Distanz unter Beweis gestellt, wirst du auf die praktische Prüfung vorbereitet. Diese nimmt ein behördlich berufener Prüfer ab. Dann heißt es nur noch: Warten auf die Post, die die Segelfluglizenz liefert.
Die komplette Ausbildung im Segelflug dauert häufig zwischen einem und zwei Jahren – in manchen Fällen auch länger. Davon solltest du dich nicht abschrecken lassen. In diesem Zeitraum sammelst du wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Wetter- und Flugsituationen, hast aber auch schon genug Gelegenheit die Flüge zu genießen und dich von der Faszination Segelflug anstecken zu lassen.
Theorie
Neben den praktischen Fertigkeiten muss man als Pilot auch eine Menge wissen. Dazu gehört beispielsweise das Wetter richtig einschätzen zu können, die Aerodynamik eines Flugzeugs verstehen, Flüge planen zu können und zu wissen, wie sich verschiedene äußere Einflüsse auf den eigenen Körper und die Psyche auswirken. Nur wer auch die theoretischen Grundlagen verinnerlicht hat, kann ein sicherer Pilot oder eine sichere Pilotin sein. Bei der Erstellung der Theorie-Kurse auf unserer Lernplattform haben wir darauf geachtet, die Reihenfolge der Inhalte an die praktische Ausbildung anzupassen. So kannst du die Eindrücke eines Flugtages in Ruhe verarbeiten und die für die nächsten Flugstunden relevanten Inhalte lernen. Darüber hinaus vermitteln die von uns angebotenen Kurse auch die Theoriebereiche, die für die Erlangung der Lizenz und für Piloten wichtig ist und nicht in direktem Zusammenhang mit der praktischen Ausbildung stehen. Diese Theorie wird in den meisten Vereinen und Flugschulen in den Wintermonaten unterrichtet, wenn in der Regel nicht geflogen wird.
Der Einstieg
Ob das Hobby Segelfliegen für dich das Richtige ist, erfährt du nur, wenn du es ausprobierst. Deshalb besteht auf fast allen Flugplätzen die Möglichkeit, Rundflüge zu absolvieren oder eine Probemitgliedschaft abzuschließen, um die Segelflugausbildung in dieser Zeit kennenzulernen. Den nächsten Flugplatz in deiner Nähe kannst du mit unserem Flugplatz-Finder finden. Um für deinen ersten Tag am Flugplatz vorbereitet zu sein, bieten wir auf unsrer Lernplattform einen kostenlosen Kurs an. Dieser bringt dir zum einen die Sprachwelt der Segelflieger näher. Zum anderen kannst du mit diesem Kurs unser Lernangebot unverbindlich testen und dich hinterher entscheiden, ob du für deine Flugausbildung unsere begleitenden Theoriekurse nutzen möchtest. Also worauf wartest du?
- Finde jetzt den passenden Verein oder die passende Flugschule
- Bereite dich auf deinen ersten Tag am Flugplatz mit dem kostenlosen Vorkurs vor